ür den Einlass wenden sich interessierte Besucher bitte zuerst an das Kulturamt im Alten Rathaus (schräg gegenüber, der rote Renaissancebau). Dort kann der Eintritt (€ 3, unter 18 Jahren kostenfrei) beglichen werden. Gegen Vorlage des Personalausweises erhalten die Gäste einen Schlüssel und haben somit Einlass zum Museum am Seiteneingang rechts neben der “Brasserie Balthazar” am Marktplatz 3. Ein Aufzug steht zur Verfügung.

Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 11 bis 17 Uhr, Sonn- und Feiertage 14 bis 17 Uhr

CASA Tony M.
Museum Tony Munzlinger
Alte Posthalterei
Marktplatz 3
54516 Wittlich

Telefon 06572 146622
info@casatonym.de

Fb

Eröffnung der CASA Tony M.

Sonntag, 03. Juli 2016

Eröffnung der Casa Tony M. am Sonntag, den 3. Juli 2016

© Trierischer Volksfreund | Sonja Sünnen | © Fotos von Werner Pelm

 

Ab sofort sind in der Casa Tony M. in der Alten Posthalterei Werke aus der Schenkung des Malers und Cartoonisten Tony Munzlinger an die Stiftung Stadt Wittlich zu sehen. Zur Eröffnung gab es statt langer Reden ein Künstlergespräch auf dem Marktplatz. Es ist wie so oft eine Glaubenssache. Deshalb war der kleine Tony als Wittlicher katholisch und bei den Messdienern. Wenn man nahe der Kirche wohnt, ist man besonders häufig dran. Besonders wenn’s ums Sterben geht. “Da musste ich den Pastor immer zur letzten Ölung begleiten. Die meisten sind dann gestorben. Aber überraschend für mich, haben ich viele von denen manchmal nach drei Wochen quicklebendig wieder gesehen und gedacht: ,Guck mal da: Es funktioniert ja doch.'” Vermutlich ist ein Dauereinsatz eines Jungen bei letzten Ölungen heutzutage aus trauma-prophylaktischen Gründen verboten, bei Tony Munzlinger hat er womöglich zu einer besonderen Beschäftigung mit dem Tod geführt. Sagt er jedenfalls selbst. Er antwortet mit der Messdienererinnerung auf die Frage von Professor Klaus Honnef. Der hat ihn als “carissimo Tony” auf der Bühne begrüßt und will wissen, warum ihn das Thema Tod so herausfordert, zu Bildern werde, “die mir bisweilen die Gänsehaut auf den Rücken trieben, obwohl ich doch lachen musste.”

Der Kunstkenner spricht zur Eröffnungsveranstaltung über und mit Munzlinger, den Wittlicher und Wahlitaliener, der von sich sagt: “Ich sehe mich nicht als Künstler. Mehr als Handwerker.” Ein Handwerker, der ganz ausgezeichnet zeichnet und malt, auch das eine Fähigkeit, die er mit seiner Wittlicher Kindheit in Verbindung bringt: “Meine Großmutter hatte ein Mal die Woche Brieftag und schrieb an Verwandte. Das war für mich immer ein großes Abenteuer, wenn sie anfing, in Sütterlinschrift diese wunderbaren Zeichen auf Papier zu setzen. Ich höre heute noch das Kratzen der Feder. Das war wunderbar, wie was entstand, das vorher nicht da war.” Alles, was vorher nicht da war: Davon hat der 82-Jährige selbst Unzähliges hinterlassen, in allen möglichen Techniken, stets auf Munzlinger Art. Er hat die Welt mit seinen Zeichen angekratzt und dann ausgestellt: mal doppeldeutig, mal entlarvend und erschreckend, trotzdem stets menschenfreundlich, sorgfältig. Vielleicht als eine Art Handwerker, der erst das komplette “Mensch-Sein” auseinanderbauen muss, um dann mit ihm arbeiten zu können und nie fertig wird. Munzlinger sagt auch: “Zeichnen und Malen ist wie eine Reise. Und ganz unten steht die Neugier.”Etwas eingeschüchtert. Während er da auf der Bühne sitzt und über sein Leben und Werk plaudert, nimmt Tony Munzlinger dann plötzlich sozusagen Reißaus aus dem förmlichen Dialog. Er guckt in die Menge und spricht direkt zu allen, die gekommen sind: “Hallo Wittlich! So viele Personen wie hier auf dem Marktplatz sehe ich sonst in drei Jahren nicht. Jetzt könnt ihr euch vorstellen, wie beängstigend das ist. Ich bin etwas eingeschüchtert.” Eingeschüchtert vielleicht von sich selbst? Immerhin musste er vor dem Gespräch auf der Bühne auf dieselbe schauen und sah – sich selbst: als riesiges Schwarz-Weiß-Foto im Profil. Und dann das viele Lob! Bei aller Einschüchterung, achtet er doch darauf, dass nicht untertrieben wird sozusagen. Als Bürgermeister Joachim Rodenkirch erzählt, wie die Pläne für die Schenkung und die Casa Tony M. vor vier Jahren bei einem gemeinsamen Glas Wein entstanden seien, kommt Protest. Der Bürgermeister berichtigt sich: “Na gut. Es war eine Flasche. Es können auch zwei gewesen sein.” Alle lachen. Freiheit, Mut, Zeichnen!

Alle lachen mehrmals während der kurzweiligen Eröffnungsveranstaltung. Auch wenn es ab und an ernst wird. So sagt Klaus Honnef zu einem Bild der Ausstellung: “Schauen Sie es sich an, das Skelett eines Boxers, der die Arme über einem Berg von Knochen erhebt. Ersetzen Sie die Boxhandschuhe durch Handgranaten oder Kalaschnikows, dann sind Sie mitten drin im heute.”

Tony Munzlinger bemerkt: “Ja die Knochen sind ja mittlerweile mein Markenzeichen. Vielleicht sollte ich eine Metzgerei aufmachen.” Oder dann lieber doch ein Museum, wie das, in dem nun auch der Boxer posiert. Dass es soweit gekommen ist, daran ist nicht nur das Messdienerdasein beteiligt, sondern auch Musik und Freundschaft. Tony Munzlinger: “Meine Freunde waren Musiker. Durch die Freiheit, die sie vermittelten, habe ich damals den Mut gefunden, meine erfolgreiche Managerkarriere in den Müll zu schmeißen und zu zeichnen.” Ein junger Musikerfreund, Christoph Adams, singt zum Schluss: “60 seconds fly, and the minute’s gone” – über das Verschwinden der Zeit. Tony Munzlingers Bilder werden in Wittlich, weil sie zeitlos sind, nicht verschwinden.

Extra

Gezeigt werden Werke aus den Bereichen “Danse Macabre”, “La Morte”, “Ohne Narkose”, “Fahndungsportraits”, “Tiere”, “Fantasien”, “Cartoons”, “Odysseus”, “Herakles”, “Grottlinger”, “Farphalli”, “Namibia”, Wandbilder, Grafiken, Originaldruckplatten, -filme und Tonbänder, Keramikobjekte, Plakate, Poster sowie private Fotografien. Der Zugang erfolgt über eine Schlüsselausgabe gegen Hinterlegung eines Ausweises oder Führerscheins im Alten Rathaus: Dienstag bis Samstag: 11 bis 17 Uhr, Sonn- und Feiertage: 14 bis 17 Uhr. Der Eintritt ab 18 Jahre beträgt drei Euro.